SoL-Controller

Nach der Entblutung werden die Schweine hängend in einen Brühtunnel gefördert, an den sich weitere Schritte der Schlachtung anschließen. Vor dem Eintritt in den Brühtunnel werden bei uns die Schweine ein weiteres Mal mit 3D-Technik auf ungewöhnliche Bewegungen überprüft. Dieser weitere Schritt stellt nochmals sicher, dass der Tod eingetreten ist und die Schweine korrekt entblutet wurden. Diese Technik, auch SoL-Controller (Science of Life) genannt, ist hochmodern und wird erst von wenigen Schlachthöfen eingesetzt. Im Rahmen des Digitalisierungspreises Niedersachsen wurde der Erfinder dieser Einrichtung, Dr. Andreas Briese, mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Briese hat die Technik unter anderem auch in unserem Schlachthof und mit unserer Unterstützung entwickelt.

Betäubung

Wir nutzen für die Betäubung der Tiere eine CO₂-Anlage des Herstellers Butina. Der Betäubungsvorgang beginnt mit dem Zutrieb der Tiere in 12er Gruppen. Die Tiere werden mechanisch oder von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter der Betäubung zugetrieben. Der Zutrieb ist mit einer leichten Steigung angelegt und wird hell ausgeleuchtet. Schweine gehen ruhiger und entspannter, wenn sie hoch und in einen hellen Bereich gehen. Aufgrund ihres sozialen Charakters ist es für Schweine eine Stresssituation, wenn sie vor der Betäubung von der Gruppe getrennt werden. Daher werden alle Schritte vor der Betäubung in einer Kleingruppe durchgeführt.

 

Bei der Betäubung mit Kohlendioxid werden die Schweine gruppenweise in Gondeln getrieben und mittels Paternoster anschließend in eine Grube mit einer hohen CO₂-Konzentration abgesenkt. Die Schweine atmen dort das Kohlendioxid ein. Das führt zu einer Senkung des Blut-pH-Wertes, einer Übersäuerung des Blutes und einer Ansäuerung der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit des zentralen Nervensystems. Die Weiterleitung von Nervenimpulsen wird verringert. Schließlich werden die Tiere bewusstlos. Vor Eintritt der Bewusstlosigkeit kann es zu Abwehrreaktionen der Schweine in Form von Lautäußerungen, Kopfschütteln und Maulatmung kommen. Abhängig davon, ob die Schweine vor der Betäubung entspannt oder angespannt waren, fällt diese Phase des Luftschnappens stärker oder schwächer aus.

Die genaue Konzentration des CO₂ wird über Sensoren überwacht. Dadurch können wir sicherstellen, dass immer genau die richtige Konzentration angewandt wird. Eine zu hohe CO₂-Konzentration würde zu einer starken Abwehrreaktion der Schweine führen. Eine zu geringe Konzentration wiederum würde die Tiere nicht ausreichend betäuben. Die Betäubung wird für die Dauer von 150 Sekunden angewendet (gesetzlich vorgeschrieben sind 120 Sekunden). Im Anschluss werden die betäubten Tiere umgehend der Entblutung zugeführt.

Für einen Schlachthof unserer Größe ist diese Form der Betäubung aktuell noch alternativlos. Eine andere Möglichkeit ist zum Beispiel die Betäubung durch eine Elektrozange. Nachteile daran sind, dass die Tiere für die Betäubung von der Gruppe getrennt werden müssen. Hierbei handelt es sich bereits um einen Stressfaktor. Weiterhin können beim Einsatz einer Zange durch Mitarbeiter eventuelle Betäubungsfehler nicht einwandfrei und jederzeit ausgeschlossen werden. Der Einsatz von Stromstößen kann sich zusätzlich negativ auf die Fleischqualität auswirken, was sich zum Beispiel in Blutstippen in den Oberschalen oder Koteletts äußert. Bei uns kommt eine Elektrozange lediglich in Einzelfällen im Wartebereich oder für  Nachbetäubungen zum Einsatz. Durch die Phase des Luftschnappens ist die aktuell von uns genutzte CO₂-Betäubungstechnik nicht ohne Kritik. Unter Einbezug aller Aspekte ist diese jedoch die beste Methode.

Wartebereich

Nach dem Abladen werden die Tiere durch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter in Wartebuchten getrieben und haben hier die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Nach rund 20 Minuten ist dies in der Regel der Fall. Sind die Schweine ausgeruht und entspannt, ist dies für den weiteren Ablauf der Schlachtung, insbesondere für die Betäubung sehr wichtig. Die Anlieferung der Schweine und auch der Wartebereich als Ganzes sind rund um die Uhr videoüberwacht.